Es war im Dezember 2011, als Kach­aber Kal­adse das Ende seiner Fuß­ball­kar­riere ankün­digte. Nicht mal seinen Verein hatte er infor­miert, dass er nach Ablauf der Saison in die Politik gehen wolle. An jenem Dezem­bertag stand er in Tiflis vor der ver­sam­melten Polit­pro­mi­nenz des Landes und erklärte, dass er sein Land wieder demo­kra­tisch machen und fortan gegen die Usur­pa­toren der Macht“ kämpfen wolle.
 
Beim FC Genua und vor allem im geor­gi­schen Fuß­ball­ver­band guckten sie ziem­lich über­rascht drein. Gerade war die geor­gi­sche Natio­nal­mann­schaft in der Qua­li­fi­ka­tion für die EM 2012 geschei­tert, aber sie hatte sich doch beacht­lich aus der Affäre gezogen, gegen Kroa­tien 1:0 gewonnen und in Grie­chen­land 1:1 gespielt. Bald würde die Qua­li­fi­ka­tion für die WM los­gehen.

Über­lassen wir die Politik den Poli­ti­kern“
 
Die meisten Geor­gier indes jubelten, schließ­lich war Kal­adse so etwas wie ein Volks­held, der ein­zige geor­gi­sche Fuß­ball­spieler, der jemals die Cham­pions League gewonnen hatte, die Zei­tung Welt­woche“ schrieb des­wegen, der Fuß­ball­profi sei der ruhm­reichste Geor­gier nach Josef Stalin“. 
 
Inter­es­sant ist dieser Kar­rie­reweg vor allem des­halb, weil Kal­adse exakt zehn Jahre zuvor, im Sommer 2002, in einem Inter­view vor dem Spiel zwi­schen Russ­land und Geor­gien sagte: Über­lassen wir die Politik den Poli­ti­kern. Ich habe davon keine Ahnung. Ich bin Fuß­baller.“
 
Wie also konnte es kommen, dass dieser Mann heute Ener­gie­mi­nister und Vize-Pre­mier seines Landes ist?
 
Es begann, wie es so beginnt geht mit sol­chen Fuß­ball­kar­rieren, bescheiden und beschau­lich, in einem kleinen Dorf. Kal­adse, Jahr­gang 1978, wurde in dem 30.000-Einwohner-Nest Samt­redia geboren, kurz vor der Schwarz­meer­küste, 250 Kilo­meter west­lich von Tiflis. Er spielte Fuß­ball beim ört­li­chen Klub Loko­mo­tive Samt­redia, wo sein Vater Prä­si­dent war. Bis heute soll er regel­mäßig dorthin fahren und den Klub mit Spenden unter­stützen.
 
1993 fiel Kal­adses Talent dem ehe­ma­ligen sowje­ti­schen Natio­nal­spieler Dawit Qipiani auf, der ihn zu Dinamo Tiflis lotste. Im Alter von 16 Jahren debü­tierte er in der höchsten geor­gi­schen Spiel­klasse. Der Verein, 1981 Euro­pa­po­kal­sieger, war zu jener Zeit zumin­dest national unbe­siegbar. Als erste Mann­schaft der euro­päi­schen Fuß­ball­ge­schichte gewann Dinamo zehn Meis­ter­schaften in Folge. Vier davon (1994 bis 1997) mit Kal­adse. Wobei später oft Gerüchte die Runde machten, dass diese Serie nicht nur sport­liche Gründe gehabt habe.

Bom­ben­dro­hung bei Dynamo Kiew
 
Kal­adse jeden­falls, damals ein unbe­darfter Nach­wuchs­ver­tei­diger und rein auf den Fuß­ball fokus­siert, spielte so gut, dass er bald zu Dynamo Kiew trans­fe­riert wurde. Hier freun­dete er sich mit Andrij Schewtschenko an und musste viel­leicht das erste Mal erfahren, dass Fuß­ball nicht immer nur Fuß­ball ist. 
 
Nachdem näm­lich Schewtschenko im Sommer 1999 zum AC Mai­land ver­kauft wurde, musste der Klub die Sicher­heits­vor­keh­rungen massiv erhöhen. Fana­ti­sche Anhänger schickten Mord­dro­hungen an Dynamo-Mit­ar­beiter und ‑Spieler, sollten wei­tere Top­stars abge­geben werden. Einer kün­digte sogar einen kon­kreten Bom­ben­an­schlag auf die Geschäfts­stelle an, als sich die Gerüchte über Abgänge von Wla­disla Wascht­schuk, Alex­ander Gol­okwo und Kach­aber Kal­adse zum FC Liver­pool ver­dich­teten.

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